Weingut Höfling: Gewinner der Goldenen Rebschere 2021
2015 Stettener Stein Silvaner Beerenauslese
Weingut Höfling
www.weingut-hoefling.de
Weingut Höfling: Silvaner vom Stettener Stein
Blogger Matthias Neske nimmt mit auf eine Reise zu den fränkischen Gewinnern des Internationalen Preis des Silvaner Forums
Stettener Stein Beerenauslese 2015
Süßweine sind etwas Wertvolles. Eine Mischung aus Geschenk der Natur und Risikobewusstsein des Winzers. Als man noch keine Schokoriegel-Familienpacks aus dem Discounter nach Hause schleppte, sorgten sie für das angenehm entspannende Süßeschlückchen nach dem Essen. Zudem lassen sich aus Silvaner gleichzeitig pikante und samtige Süßweine erzeugen. Allerdings muss man es wirklich wollen. Klaus Höfling will es wirklich. Als ich ihn frage, warum er sich mit Wein aus edelsüßen Trauben beschäftigt, antwortet er schlicht, „weil ich Süßwein unheimlich gern mag!“
Bei Klaus Höfling in Eußenheim
Das Weingut Höfling liegt sich in einer weinfränkischen Ecke, die bei vielen Regionsfremden eher unbekannt sein dürfte. Ein großer Fehler selbstverständlich. Wir befinden uns hier eine halbe Stunde flussabwärts von Würzburg, fast schon an den Ausläufern der Rhön. Direkt am Main liegt Karlstadt mit seiner sehenswerten Altstadt, der Nachbarort Gössenheim kann ein Naturschutzgebiet mit malerischer Burgruine vorweisen, und Eußenheim schließlich wurde bereits im 6. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Viel Geschichte auf Schritt und Tritt also, dazu eine abwechslungsreiche Landschaft zwischen Flusstälern und Mittelgebirgs-Charme. Aber hier soll es ja um Wein gehen, genauer um die 2015er Silvaner Beerenauslese vom Stettener Stein, mit der Klaus Höfling die Goldene Rebschere 2021 gewonnen hat.
Um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, gehen wir erst einmal in den Keller, denn draußen kommt gerade ein Regenschauer herunter. Ich folge Klaus Höfling in die verschiedenen Kellerbereiche, in den Raum „mit dem alles begann“, in den Weißweinkeller, zu den Rotweinfässern. Alles wirkt so, als sei es Schritt für Schritt ausgebaut worden, und tatsächlich ist das so. „2004 war die erste Erweiterung“, erzählt Höfling, „2016 kam dann noch ein Raum dazu, diesmal auch mit Halbstück- und Barriquefässern.“ Der Grund für die Erweiterung im Keller lag schlichtweg an der parallel erfolgten Ausdehnung der Rebfläche. „Ich hatte im Jahr 2011 die Chance, die ehemaligen Flächen des Bürgerspitals hier an der Gössenheimer Homburg zu erwerben - eine einmalige Gelegenheit!“ Auch die Entstehung der siegreichen 2015er Beerenauslese hatte etwas mit diesen Neuerwerbungen zu tun.
Der Siegerwein: Stettener Stein Beerenauslese 2015
Süßweine hatte Klaus Höfling zwar auch vorher schon gemacht. 2012 sei bereits großartig gewesen, 2013 auch sehr interessant. Aber 2015 kam schließlich das Jahr auf ihn zu, das er bis heute für das größte Süßweinjahr seiner Winzerlaufbahn hält. „700 Liter Auslese konnte ich einbringen, gut 250 Liter Beerenauslese und sogar 200 Liter Trockenbeerenauslese - aus Gössenheim!“, begeistert er sich noch heute. Dabei sah es zu Beginn der Lese ganz anders aus. „Es war Anfang September, wir wollten gerade sanft mit dem Müller-Thurgau beginnen, da ging ein großes Hagelunwetter über Gössenheim nieder. Auf zehn Hektar drohte der ganze Berg braun zu werden.“ Also hätten sie schnell alles stehen und liegen gelassen und in großer Eile versucht das einzubringen, was noch zu retten war.
„Dadurch waren wir woanders dann natürlich entsprechend später dran“, sagt Höfling und lässt seine Erinnerung Revue passieren. Als er in die beiden Parzellen im Stettener Stein gekommen sei, wäre er ganz geschockt gewesen. Auch hier überall Botrytis, obwohl es dort überhaupt nicht gehagelt hatte. „Junge und frische Weine ließen sich daraus nicht mehr machen“, zuckt Klaus Höfling mit den Schultern, „also haben wir die Beeren ausgelesen und daraus Süßwein gemacht...“ Aus der Not eine Tugend sozusagen, und was für eine. 2017 hatte er mit seiner 2015er TBA aus der Gössenheimer Homburg zum ersten Mal die Goldene Rebschere gewonnen, 2019 dann mit seinem Gutswein und jetzt mit der 2015er Beerenauslese - zum dritten Mal hintereinander. Mal ganz ehrlich, das klingt doch nicht gerade nach Zufall, oder?
Stettener Stein, der Thron über dem Main
Jetzt möchte ich natürlich auch noch sehen, wo die Trauben für den wunderbaren Süßwein gewachsen sind. Zwei Parzellen sind es, die mir Klaus Höfling auf der mitgebrachten Karte genau zeigt, und los geht es zum Main. Der Stettener Stein macht seinem Namen alle Ehre. Wer wirklich wissen möchte, wie es aussieht, wenn Silvaner direkt auf Muschelkalk wächst, sollte hierher kommen. Von fern scheint es so, als würde sich ein Wellenmeer aus der Ebene erheben. Ganz unten fließt der Main. Dann kommen mächtige Kalkbänke, steile Felsen. Und darüber wächst Wein, auf drei waldbekränzten Hügeln.
Ich erklimme den südlichsten der drei Hügel und stehe gleich vor der Parzelle, von der mir Klaus Höfling erzählt hat. Fast kann man von hier oben vergessen, dass nach dem Ende der Rebfläche unmittelbar die Abbruchkante gähnt. Viel steiler und steiniger kann man es in Franken nicht haben. Ich schaue auch noch einen Berg weiter, zur „Parzelle mit der Hütte“, dem anderen Geburtsort der Beerenauslese. Oben auf dem mittleren Berg befindet sich der Aussichtspunkt terroir f, der 2020 den Preis als schönste Weinsicht Frankens einheimste. Noch ein Preisträger also. Als ich atemlos nach der Parzellenbesteigung oben ankomme, beschleicht mich das Gefühl, dass man diesen Aussichtspunkt auch auf einem bequemeren Weg hätte erreichen können.
Silvaner Beerenauslese - die Quintessenz des Sommers
Wer einen Wein herstellen will, kann es ebenfalls bequemer haben als ausgerechnet mit einer Beerenauslese. Ertrag herunterfahren, immer wieder auslesen, lange warten, vielleicht auch zu lange, bis Sturm, Frost oder Vogelfraß nichts mehr übrig gelassen haben. Das ist das Risiko dabei, will man einen Wein erschaffen, der vom ganzen langen Sommer kündet.
Klaus Höflings Beerenauslese aus dem Stettener Stein hatte uns bei der Blindverkostung nicht nur deshalb so gefallen, weil sie diese Süße und sommerliche Kraft in sich trägt. Vielmehr gab es auch einen fast spielerischen Trinkfluss, eine Ader der Leichtigkeit, die sich da durch die viskose Materie zog. Ein wunderbarer Wein auf jeden Fall, um die Dunkelheit und Trübnis der Winterabende zu verscheuchen.
Matthias Neske
Dr. Matthias Neske ist Weinjournalist und Blogger. Im Auftrag der Winzer der Silvaner Heimat Franken hat er die fränkischen Sieger-Weingüter des Internationalen Preis des Silvaner Forums 2021 besucht.
Unter www.chezmatze.de berichtet er über seine große Leidenschaft Wein in all seinen Facetten.
Mehr über den Internationalen Preis des Silvaner Forums erfahren Sie auf www.silvaner-forum.de